Nachrichten vom Heizprofi zum Thema «Erneuerbar heizen – aber wie?»

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Die rund 2,3 Millionen Gebäude in der Schweiz beanspruchen rund 45 Prozent des Energieverbrauchs. Der Gebäudesektor ist für 33 % der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich. Ein Grund dafür ist, dass immer noch 60 % der Gebäude mit fossiler Energie beheizt werden, also mit Öl oder Erdgas. Will die Schweiz ihre energie- und klimapolitischen Ziele erreichen, dürfen ab 2030 keine Heizungen mit fossilen Brennstoffen mehr eingebaut werden. Schon heute werden Hausbesitzer mit Vorgaben und Subventionen in Richtung «erneuerbar heizen» gelenkt. Doch viele Eigentümer sehen keinen Bedarf für Sanierungsmassnahmen.

In der Schweiz gibt es rund 260 000 Gebäude, die bisher noch nie energetisch saniert worden sind. Die Gebäude sind über 30 Jahre alt und rund 70 Prozent von ihnen werden mit fossilen Energieträgern geheizt. Entsprechend hoch ist der Energieverbrauch, ebenso das Potenzial zur Senkung des CO2-Ausstosses. Wie könnten Eigentümerinnen und Eigentümer zu einer energetischen Erneuerung motiviert werden? Diese Frage wurde in der Studie «Energetische Erneuerung statt minimaler Instandhaltung» von Interface, die vom Bundesamt für Energie mitfinanziert wurde, untersucht. Mitautorin der Studie ist Meta Lehmann. Sie ist Kantonsrätin des Kantons Luzern. Sie schreibt in der Studie mit dem Titel «Heizungsersatz statt umfassender Sanierung?»: «Wenn Eigentümerschaften auf Sanierungsmassnahmen verzichten, liegt das oft daran, dass sie dafür keinen Bedarf sehen. Das Gebäude wird als «gut in Schuss» bezeichnet. Dabei trifft es zwar zu, dass die Fassaden, Dächer und Heizungen ihre Funktion noch erfüllen, ihre energetischen Eigenschaften liegen aber weit unter dem, was heute technisch möglich wäre. Die negativen Begleiterscheinungen einer Sanierung – die Umtriebe und der Schmutz während der Umbauzeit in einem bewohnten Haus – tragen zusätzlich dazu bei, die Sanierungsabsicht zu dämpfen.»

Heizungsersatz mit erneuerbarer Energie bringt am meisten 


Bedeutsam, im Zusammenhang mit der energetischen Erneuerung, ist die Generationenfrage: Die Eigentümerinnen und Eigentümer der in der Studie untersuchten Gebäude befinden sich meist im Pensionsalter. Ihre Motivation, das Ersparte in eine Sanierung zu investieren, ist klein. Vielmehr möchten sie diese Aufgabe einer zukünftigen Käuferschaft oder den Erben überlassen.
Nichtsanierer sind, gemäss der Untersuchung, nicht etwa weniger für Umweltfragen sensibilisiert als andere Eigentümerschaften. Die Bedeutung des Energieverbrauchs für den Klimaschutz wird durchaus erkannt. Der eigene Beitrag, den man durch eine Sanierung leisten würde, wird aber als eher tief eingeschätzt. Jedoch wünschen sich viele der Befragten eine stärkere Subventionierung energetischer Erneuerungsmassnahmen. Damit könnten ihre Sanierungsabsichten verstärkt werden. Die Studie kommt zum Schluss: Eine Konzentration der Bemühungen auf den Heizungsersatz ist erfolgversprechender als der Versuch, die Eigentümerschaften für eine umfassende Sanierung der Gebäude zu motivieren. Die Kosten für einen Heizungsersatz sind tiefer und der Nutzen ist einfacher zu vermitteln. Mit dem Ersatz einer fossilen Heizung, durch ein System auf Basis erneuerbarer Energieträger, reduziert sich der CO2-Ausstoss umgehend und massiv. Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen, die Förderbeiträge für den Heizungsersatz zu erhöhen und die Eigentümerschaften älterer Gebäude gezielt anzusprechen, um sie für einen nicht-fossilen Ersatz zu gewinnen. 

Heizungen sind kosten- und klimarelevant 


Welche Energie ist heute wirtschaftlicher? Das ist die entscheidende Frage. Die einhellige Antwort von Fachpersonen lautet: «Wenn über die ganze Betriebsdauer gerechnet wird, sind erneuerbare Heizsysteme in den meisten Fällen günstiger als fossile.» Rita Kobler, Fachspezialistin für Erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie (BFE), sagt: «Wer rechnet, heizt oft nicht mehr mit Öl. Es geht aber um mehr als nur ums Geld: Erneuerbar heizen hat einen grossen Einfluss auf die eigene Ökobilanz und trägt dazu bei, diese zu verbessern. Mit einer nichtfossilen Heizung handeln Hausbesitzerinnen und -besitzer zu Gunsten des Klimas – für sich, ihre Kinder und ihre Enkel.» Die aktuellen Massnahmen im Gebäudebereich, insbesondere die CO2-Abgabe auf Brennstoffen und das Gebäudeprogramm, funktionieren gut. Das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen wird aus der CO2-Abgabe mit maximal 450 Millionen Franken pro Jahr finanziert. Aus dem Programm werden wiederum Investitionen gefördert, die den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss von Gebäuden senken helfen. Es sind dies beispielsweise die Wärmedämmung der Gebäudehülle, der Ersatz fossiler oder konventionell-elektrischer Heizungen durch Heizsysteme mit erneuerbaren Energien oder durch den Anschluss an ein Wärmenetz und energetische Sanierungen sowie Neubauten im Minergie-P Standard.

Fossiles Heizen wird 2022 teurer


Bekanntlich lehnte das Schweizer Stimmvolk das revidierte CO2-Gesetz ab – auch weil befürchtet wurde, dass Mieter sowie Hauseigentümer stärker belastet werden. Die Abgabe auf Brennstoffe hätte mit dem neuen Gesetz, bis auf 210 Franken pro Tonne CO2, steigen können. Gleichwohl steigt per 2022 die Abgabe auf Brennstoffe von 96 auf 120 Franken pro Tonne CO2. Wie kann das sein? Die Erhöhung erfolgt noch auf Grundlage des bestehenden Gesetzes und der bestehenden Verordnung. Diese enthält ein Reduktionsziel: Per Ende 2020 müssen die CO2-Emissionen auf Heizöl und Gas 33 Prozent tiefer sein als 1990. Die ausgewiesene Reduktion lag jedoch nur bei 31 %. Weil das Zwischenziel nicht erreicht wurde, kommt es zu der in der Verordnung vorgesehenen automatischen Erhöhung der Abgabe auf 120 Franken per Anfang 2022. Dadurch verteuert sich der Liter Heizöl um rund 6 Rappen. Insgesamt beträgt die Abgabe in Zukunft 30 Rappen pro Liter Heizöl. Aufgrund schwankender Heizölpreise können Zeitpunkt des Kaufes und Menge einen grösseren Einfluss auf den Preis haben als die höhere Lenkungsabgabe. Sicher ist: Steuern, Abgaben und Förderungen beeinflussen den Heizungsersatz. Vergleicht man die letzten knapp 30 Jahre miteinander, ist klar ersichtlich, wohin der Trend geht: Wärmepumpen werden immer beliebter. Sie sind seit Längerem das am meisten verkaufte Heizungssystem. Hingegen wird von Heizöl-Systemen immer öfter abgesehen. Viele nicht-fossile Heizsysteme ziehen höhere Investitionskosten nach sich. Diese Kosten aber können, dank Energieeinsparungen und eines geringeren Unterhalts, über die Lebensdauer hinweg kompensiert werden. Dazu Rita Kobler: «Die Investitionen in erneuerbaren Energien lohnen sich so oder so. Über die Lebensdauer hinweg sind erneuerbare Systeme heute schon günstiger und in Anbetracht der hohen Kosten, welche die Folgen des Klimawandels mit sich bringen, sollten wir nicht zögern, so rasch als möglich auf erneuerbare Energie umzustellen.»

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